Kälte gegen Longcovid – Eine Wissenschaftlerin im Selbstversuch

Von Dr. scient. pth. / M.A. phil. Katharina Ohana

Eine der Betroffenen bin ich selbst. Als Neuropsychologin und Wissenschaftlerin habe ich versucht, diese bisher „ungefähre Krankheit“ zu verstehen und ein Mittel zur Verbesserung meiner Symptome zu finden. Hier folgt mein Erfahrungs- und Recherchebericht: Erschrocken bin ich zuerst mal über die Hilflosigkeit meiner Hausärztin und einer weiteren Internistin, die ich aufgesucht habe: Keiner weiß nix – das war das erste Gefühl, was ich hatte. Dazu kam die Andeutung, dass es auch „nur“ psychosomatisch sein könnte – im Sinne von: Wenn Ärzte es nicht verstehen, ist es die Psyche.


Doch bei der berühmten Psychosomatik handelt es sich um mein eigenes Fachgebiet und als Psychologin und ausgebildete Psychoanalytikerin weiß ich genau: Wenn Symptome plötzlich nach einer schweren Infektion auftreten (und das muss nicht nur Longcovid sein), ist es sicher nicht „die Psyche“! Will sagen: Keine Charakterstörung, keine inneren Konflikte oder verdrängten Ängste tauchen über Nacht auf und führen zu einer totalen Erschöpfung und Ganzkörperschmerzen.
Sicher hat jeder Mensch Angst, wenn er/sie plötzlich mitten aus seinem aktiven Leben gerissen wird und nur noch liegen kann, ständig Gliederschmerzen und Kopfschmerzen hat und sich kaum mehr konzentrieren kann. Das eigene gewohnte Leben endet von jetzt auf gleich – und kein Arzt hat eine Antwort!


Also begann ich selbst zu recherchieren: Longcovid ist – soweit jetzt bekannt – grundsätzlich wohl die Überreaktion des Immunsystems nach einer Coviderkrankung und in seltenen Fällen (bei ca. 1-2% der Betroffenen) auch nach einer Covid-Impfung. Es werden dabei zu viele Covid-Antikörper gebildet, die dauerhaft aktiv bleiben und zu anhaltenden Entzündungen führen, vor allem in den Gefäßen (Adern), im Herzmuskel (selbst im normalen Ultraschall schwer zu erkennen) und an den Nervenzellen, also auch im Hirn. (Das ist jetzt natürlich eine vereinfachte Darstellung, die wenigen Fachleute mögen das entschuldigen.)



Die Folgen sind Erschöpfung, diffuse Schmerzen, kognitive Einschränkungen (man kann nicht mehr richtig „denken“ d.h. sich nicht konzentrieren, nicht mehr die richtigen Worte finden, sich nichts mehr merken). Bei manchen Menschen ist das so schlimm, dass vom sogenannten „Fatigue-Syndrom“ gesprochen wird (französisch: fatigue = müde). Diese Menschen können die meiste Zeit nur noch im Dunkeln liegend verbringen!
Interessanter Weise sind oft sportliche Menschen – ganz besonders sportliche Frauen – betroffen – und bisher weiß niemand, warum das so ist. Vermutet wird, dass das Immunsystem von Sporttreibenden auch sonst aktiver ist – was ja eigentlich auch das Ziel von Sport und viel Bewegung ist.
Was kann man dagegen tun?


Auch hier gilt: Es gibt derzeit weder einen genauen Test, ob jemand Longcovid wirklich hat, noch eine offizielle Therapie. Die beste Zusammenfassung aller bisherigen Erkenntnisse und Behandlungen habe ich übrigens beim Kollegen Hirschhausen gesehen:
Video: Hirschhausen und Long Covid – Hirschhausen – ARD | Das Erste
Nachdem ich im Selbstersuch Blutverdünner (ASS 100 mg) und eine erneute Covidimpfung probiert habe (lässt bei einigen Patienten das überdrehte Immunsystem zurück auf normal schalten), hatte sich leider bei mir dennoch nichts verändert: Müde und mit Gliederschmerzen schleppte ich mich durch den Tag; der Accu war ständig leer, von einer Minute auf die andere, wie bei einem alten Handy.


Dann habe ich bei einem längeren Aufenthalt in Frankfurt doktorfrost und ihre Kältekammern entdeckt, aufgrund einer Empfehlung eines Leidensgenossen.
Zum Glück war meine Angst vor Temperaturen wie -85 Grad oder gar -110 Grad nicht so groß, wie mein Wille, endlich ein Mittel gegen die Longcovid-Symptome zu finden. Doch es hat mich wirklich Überwindung gekostet, zumal ich auch so schon oft genug friere!
Die netten Herren am Eingang schienen zum Glück diese Ängste schon zu kennen und haben mir sehr genau alles erklärt. (Und außerdem vertrete ich in meiner eigenen Forschung und in meinen Büchern die Therapie-Idee der „korrigierenden Erfahrungen“: Nur wer sich anhaltend neuen Erfahrungen aussetzt, verändert sich, sein Hirn und seinen Charakter nachhaltig – und mit Kälte hoffentlich auch seine Loncovid-Beschwerden.)


Also hab ich die –85 Grad Kammer für 4,5 Minuten zum Einstiegspreis ausprobiert, in Unterwäsche mit den von doktorfrost gestellten Utensilien: Mütze, Handschuh, Filz-Schlappen und einem OP-Mundschutz (den wir alle mittlerweile nur zu gut kennen…). Man trippelt so vor sich hin, schaut durch die Glastür auf das Tablet draußen im privaten Vorraum, das die Zeit deutlich sichtbar rückwärts zählt und wundert sich, dass es zwar kalt ist, man aber nicht friert, also nicht innerlich zittert.
Dann kommt man raus und während ich mich wieder anzog, merkte ich erst Mal, dass mir plötzlich warm wurde und mein Stoffwechsel sehr aktiv wurde. Das hielt so 2 Stunden an.


Am nächsten Tag – und das ist wichtig – habe ich es gleich noch mal versucht. Denn Entzündungen – und das ist ja eine der Hauptursachen von Longcovid – werden nur besser, wenn man sie mehrfach der Kälte aussetzt. Denn Kälte ist ein uraltes Mittel gegen Entzündungen – schon seit der Antike gilt nicht nur Wärme, sondern auch Kälte als Therapieform (altgriechisch: Frost/Eis = Kryos = Kryotherapie, wie die Kälteanwendung auch genannt wird).
Deshalb ist die Kryotherapie auch schon bei Rheuma-Beschwerden (Gelenkentzündungen) von einigen Krankenkassen anerkannt und wird bezahlt.
Ich bin nach einer Woche dann sogar in die -110 Grad Kammer gegangen, auch 2 Tage hintereinander für je 1,5 Minuten – und jetzt spüre ich sogar meine Bandscheibenprobleme viel weniger als zuvor. Danach fühlt man sich, als wäre man Super-Woman. Und nach all den Monaten mit dieser wirklich extrem doofen Krankheit, ist die Kältekammer wie ein Wundermittel, denn ich konnte mich fast nicht mehr daran erinnern, wie es ist, Energie zu haben, schmerzfrei zu sein.


Bitte als Longcovidpatient vorher unbedingt beim Internisten oder Kardiologen mit einer MRT-Untersuchung klären lassen, ob der Herzmuskel entzündet ist. Das ist ohnehin wichtig, denn das kann sehr gefährlich werden und kommt gerade in den ersten Monaten nach dem Ausbruch der Krankheit häufiger vor.
Wer mehr über die aktuelle Forschung zu Longcovid erfahren will, findet unter dem Link zur Uni Jena, die gerade ein großes Forschungsprogramm aufgelegt haben, neuste Infos.


https://www.uniklinikum-jena.de/Forschung/Covid_19_Forschung-p-24560.html
Und wem die Kälte nicht hilft (sie soll übrigens auch jung, schlank und schön machen, weil der Stoffwechsel so angeregt wird), dem drücke ich die Daumen, dass er/sie bald was anderes findet. Für mich war es wie eine Befreiung – vor allem auch von meiner Hilflosigkeit.
Es gibt auch in anderen Großstädten schon Kryozentren – doch oft ist nicht -110 Grad drin, wo -110 Grad drauf steht. Man braucht für diese sehr niedrigen Temperaturen eine sogenannte Vorkammer: So verbringt man erst 30 Sekunden bei -60 Grad in der Vorkammer, bevor man dann in die Hauptkammer mit -110 Grad wechselt für 1-2 Minuten (auf dem Rausweg verweilt man dann noch mal 30 Sekunden in der Vorkammer).


Das ist ebenfalls wichtig zu wissen, denn ohne eine solche Vorkammer, wie sie doktorfrost in Frankfurt hat, kommen viele Anbieter gar nicht auf -110 Grad, denn: Einmal Tür auf bei Zimmertemperatur und die ganze extreme Kälte ist dahin, bzw. „nur noch“ auf -85 Grad…
Wer also den vollen Effekt will, bitte nach der Vorkammer fragen. (Aber auch -85 Grad helfen ja schon…)
Wer noch andere Fragen hat, kann sich gerne über meine Webseite www.katharinaohana.de bei mir melden.
Viel Erfolg beim Frieren und gute Besserung allen Betroffenen und Angehörigen (die hängen ja auch immer mit drin, bei solchen Krankengeschichten), wünscht euch


Dr. scient. pth. / M.A. phil.


Katharina Ohana


www.katharinaohana.de
mail@katharinaohana.de